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Horakova + Maurer

TPX-Index
Die in der Ausstellung bei Camera Austria zum ersten Mal gezeigten Arbeiten gehen auf die Jahre 1996 bis 2000 zurück, in denen sich Tamara Horáková + Ewald Maurer intensiv mit den Eigenschaften des titelgebenden Polaroid-Röntgen-Diapositiv-Films beschäftigten, eine Aufnahmetechnik, die aus dem medizinischen Anwendungsbereich kommt oder auch aus einem sicherheitstechnischen Bereich.
Auf diesen Bildern sind zum Teil befremdlich wirkende, architekturähnliche, monochrome oder grafische Formen zu erkennen, großteils können wir kaum entscheiden, was wir eigentlich sehen, und in vielen Fällen lässt es sich noch viel schwieriger beschreiben: Spuren des nächtlichen Lichteinfalls einer Straßenlampe auf eine leere Wand des Ateliers (»Lichtfelder«, 1996), das Detail einer Abdeckung der vorhandenen Elektroinstallation im Atelier, Bilder eines Überwachungsmonitors (1997/98), ein Büroschrank von Jean Nouvel, ebenfalls im Licht der Straßenlampe im Atelier (»Less«, 1998), alle aufgenommen mit den Ilford Röntgen-Polaroids, manche davon ins Negativ verkehrt.

Die abgebildeten Dinge scheinen wie zufällig verstreut, die Unordnung und Willkür der Dingwelt scheint sich in diesen Aufnahmen zu manifestieren, die teilweise wie eine halluzinogene und spiritistische Erscheinung anmuten – flüchtig, eine flüchtige Fixierung, die im Widerspruch zu den extrem langen Belichtungszeiten steht. Es brauchte seine Zeit, viel Zeit, um den Dingen diese Bilder abzuringen. Etwas scheint sich abzubilden, das durch diese Bilder trotzdem nicht vollständig definiert, das durch das Aufnahmeverfahren nicht vollständig kontrolliert werden kann.

Horáková + Maurer verschränken den Produktions- und den Reproduktionsvorgang derart ineinander, dass die fotografischen Bilder quasi an deren Schnittstelle entstehen. Diese Bilder bilden einen Gegenstand ab, wenn auch als Ausschnitt, als Vergrößerung, im Umkehrverfahren, zugleich bringen sie als Ergebnis der verwendeten Verfahren den Gegenstand immer auch hervor, in einer Art und Weise, wie ihn eben nur die Fotografie hervorbringen kann. Die Praxis der KünstlerInnen ist in diesem Sinn zugleich theoretisch und so konkret wie möglich, zugleich wirklich und autonom. Mit dieser Praxis nehmen sie seit vielen Jahren eine außergewöhnlich eigenständige Position ein, das Fotografische zugleich zu denken und es zu zeigen.
Termine
Eröffnung 9. März 2018, 19:00 Uhr
10. - 31. März 2018, Di. - So. 10:00 - 17:00 Uhr
1. - 29. April 2018, Di. - So. 10:00 - 17:00 Uhr
Weitere Informationen
Zur Ausstellung erscheint eine gleichnamige Publikation in der Edition Camera Austria, 256 Seiten, 117 Duoton-Abbildungen, mit einem Text von Reinhard Braun in Deutsch und Englisch.
(c) Foto: Horáková + Maurer, TPX-Index 59/Less/1998-11-29T16:52-20:35, 1998.
Veranstaltungsort/Treffpunkt