Kategorie » Ausstellungen

Karina Nimmerfall

Indirect Interviews with Women
In den letzten eineinhalb Jahren hat die Künstlerin an einem umfangreichen Projekt gearbeitet, das sie im Rahmen ihres Londoner Atelierstipendiums im Herbst 2015 vor Ort und im »Mass Observation Archive« an der Universität Sussex recherchiert hat. Ausgehend von historischen Aufzeichnungen des interdisziplinären britischen Sozialforschungsprojekts »Mass Observation« von 1937 (eine bei uns wenig bekannte Bewegung, die auf den Umstand reagierte, dass das Alltagsleben durchschnittlicher BürgerInnen weder in den Medien noch im politischen System Großbritanniens repräsentiert waren) beschäftigt sich die Serie mit einer Auswahl an Interviews mit Frauen und deren Verhältnis zu Wohnen, Raum, Familie und Politik im Jahr 1941, kurz nachdem die Luftangriffe der deutschen Wehrmacht große Teile Londons zerstört hatten. Transkripte der originalen Interviews werden mit allen aktuellen Korrekturen, Ergänzungen, Kommentaren und Notizen gezeigt, die Änderungen bleiben also nachvollziehbar. Diese Interviews werden mit Aufnahmen in denjenigen Stadtteilen und Wohnanlagen Londons kombiniert, die diese in der Gegenwart zeigen. Die Erforschung der Geschichte und ihrer nach wie vor sichtbaren Auswirkungen ermöglicht in Kombination mit der administrativen Ästhetik der präsentierten Interviewdokumente einen neuen Zugang zum urbanen Raum und eröffnet durch die Gegenüberstellung von Bild und den gesammelten und katalogisierten Daten einen imaginären Raum von (vergangenen?) kulturellen, ideologischen und politischen Ideen und Visionen.

Camera Austria hat mit Karina Nimmerfall bereits zwei Bücher realisiert, Cinematic Maps (2007) und 1953. Possible Scenarios of a Discontinued Future (2015), sowie an mehreren Ausstellungsprojekten gemeinsam gearbeitet, zuletzt »Archives, Re-Assemblances, and Surveys« (Zagreb, 2015). »Indirect Interviews with Women« wird erstmals vollständig bei Camera Austria gezeigt und von einer gleichnamigen Publikation begleitet.

Karina Nimmerfall ist Professorin für disziplinüberschreitende künstlerisch-mediale Praxis und Theorie an der Universität zu Köln und lebt in Berlin. Sie arbeitet vor allem zum Verhältnis von Architektur, urbanem Raum und Medien sowie deren Bedingungen innerhalb von kulturellen, politischen und ideologischen Repräsentationen; zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u. a. MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles; Kunsthaus, Graz; BAWAG Contemporary, Wien; Kasseler Kunstverein; Göteborgs Konsthall; 3. Bukarest Biennale; Landesgalerie Linz.
Termine
Eröffnung 18. Mai 2018, 18:00 Uhr
19 - 31. Mai 2018, Di. - So. 10:00 - 17:00 Uhr
1. - 30. Juni 2018, Di. - So. 10:00 - 17:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Karina Nimmerfall, aus der Foto-Text-Serie: Indirect Interviews with Women, 2016 – 2018
Veranstaltungsort/Treffpunkt