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Irina Korina

steirischer herbst 2018 - Volksfronten
Schnee von Gestern (2018), Installation
Peter Rosegger, ein aus der Steiermark stammender Dichter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, mag vielleicht außerhalb von Österreich kein vertrauter Name sein, doch zu seiner Zeit erreichte er mit verkauften 14 Millionen Büchern einen beinahe ebenso großen Leserkreis wie Jules Verne. Seine Gedichte über die idyllische österreichische Waldheimat sind eine der Inspirationsquellen für die Installation der in Moskau lebenden Künstlerin Irina Korina, die man als Science-Fiction-Heimat-Installation beschreiben könnte. Ihre ambitionierten skulpturalen Arbeiten setzen sich häufig mit Plastikmaterialien und kitschigen Formen auseinander, ähnlich denen, die bei billigen, misslungenen Umbauarbeiten verwendet werden. Diese schlottrigen, unbestimmten Formate „optimistischen“ Stiles sind monströse Klumpen mit trendigen Farben, die man sowohl in Restaurants als auch auf Friedhöfen vorfinden kann. Korina ist scharfe Beobachterin der Gesellschaft, die die Wunschvorstellungen des geschmeidig-glatten und funkelnden Kapitalismus von heute dokumentiert. Doch sie steht ihm nicht feindselig gegenüber, ja beweist sogar ein gewisses Mitgefühl. Ihre Installation in der Helmut List Halle erschafft eine Welt, die zwischen blinder Natur und rationaler Konstruktion liegt. Ausgehend von den weltweit herrschenden nationalistischen Neigungen nimmt sie die patriotischen Tugenden verschiedener Tiere, Pflanzen und Bäume rühmend auf. Maiglöckchen, Kamille, Kornblume und Herbstlaub werden als Symbole der Heimat hochgehalten – grazile, wunderschöne und verletzliche Dinge –, während das klobige Zeug – dreckige Schneehaufen, volle Parkplätze und beachtliche Wälder unübersehbarer Werbung – der Wirklichkeit näher rückt. Was hinter der Installation Korinas steckt, lässt sich wie folgt zusammenfassen: ein aufblasbarer Paradiesgarten hohler Rhetorik, der die nationale Identität naturalisiert. Eine maßgeschneiderte Attraktion, gleichermaßen kritisch und verführerisch; ideal für einen Sonntagnachmittag mit den Kindern.

In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst

Irina Korina (1977, Moskau) ist Installationskünstlerin mit einem Hintergrund im Bereich Bühnenbild. Ihre skulpturalen Formen und Umgebungen spiegeln die ideologische Kodierung des Materials in Zeiten des Übergangs wider. Sie lebt in Moskau.
Termine
21. - 22. September 2018, 11:00 - 22:00 Uhr
23. - 30. September 2018, So. - Do. 14:00 - 21:00 Uhr, Fr. - Sa. 14:00 - 22:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Irina Korina
Veranstaltungsort/Treffpunkt