Kategorie » Öffentlicher Raum/Kunstmärkte

Das Projekt Rettungskapsel haben die Schriftstellerin Radka Denemarková (Stadtschreiberin Graz 2017/2018) und der bildende Künstler Markus Hiesleitner gemeinsam für den Schloßbergstollen in Graz entwickelt. Denemarková und Hiesleitner betrachten das Individuum in der Gegenwart und untersuchen die biologischen, gesellschafts-politischen und rein physischen Einflüssen, denen es ausgesetzt ist. Die multimediale Installation bestehend aus Objekten, Video und Sound ist das Ergebnis eines interdisziplinären Diskurses über die Bedingtheit des Seins.

Die Rettungskapsel schützt den Einzelnen, um das Überleben des Kollektivs zu sichern. Die Installation ist im Grenzbereich von Imagination und Wirklichkeit, zwischen fiktivem Weltentwurf und realem Lebensraum verortet und reflektiert die Bedingungen der individuellen Existenz in Hinblick auf gegenwärtige Bedürfnisse und Bedrohungen. Denemarková und Hiesleitner verdeutlichen Kontraste, stellen zeitliche und geographische Entwicklungen einander gegenüber und schaffen virtuelle Lebensräume in der Natur.
AUSGANGSPUNKT: Die Eroberung des Weltraums durch die Sputnik Mission 1957, lässt Hannah Arendt die Grundbedingungen des menschlichen Lebens auf der Erde hinterfragen → The Human Condition, 1958. Unter der Bedingung des menschlichen Lebens versteht Arendt den biologischen Lebensprozess, den Stoffwechsel, das sich immer verzehrende und immer erneuernde Leben, den großen Kreislauf der Natur. Rahmenbedingungen der menschlichen Existenz sind das Leben selbst, die Geburt und die Sterblichkeit, sowie Weltlichkeit und Pluralität. Das Individuum gestaltet im Kollektiv die Welt, das aktive Leben ist auf Arbeit, Herstellen und Handeln beschränkt.

Radka Denemarková ist eine tschechische Schriftstellerin. Sie lebt in Prag, wo sie auch Germanistik und Bohemistik an der Karls Universität studiert hat; u. a. Forschungstätigkeit am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften; seit 2004 freiberufliche Autorin, Drehbuchautorin, Übersetzerin etc. Als einzige tschechische Autorin dreifache Trägerin des „Magnesia Litera Preises“; Romane (Auswahl): Dreht euch nicht um (2005), Ein herrlicher Flecken Erde (2006), Kobold (2011), Beitrag zur Geschichte der Freude (2014), Die Stunden aus Blei (2018).
Schreibt Prosa, Essays, Theaterstücke. Sie übersetzt aus dem Deutschen (Herta Müller: Atemschaukel). 2017/2018 war sie Grazer Stadtschreiberin.)

Markus Hiesleitner lebt und arbeitet in Wien. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und arbeitet seit 2008 als freischaffender Künstler. Seine Arbeiten werden im In- und Ausland gezeigt und enstehen oft in Bezug zum jeweiligen Ort.
Er ist Mitbegründer der Kulturdrogerie, Gesamtkunstwerk und Kunstraum, im 18. Bezirk Wien.