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Panta rhei: Zwei Flüsse – vier Künstlerinnen

Doris Jauk-Hinz, Marija Mikulić Bošnjak, Ana Petrović, Eva Ursprung
Diese Ausstellung ist Teil des Projektes Panta rhei/Alles fließt, das vom Verein Nova KulturA, einer in Graz beheimateten neuen Plattform für den künstlerischen Austausch zwischen der Steiermark und Kroatien, initiiert worden ist. Zwei bereits renommierte steirische Künstlerinnen, Eva Ursprung und Doris Jauk-Hinz, präsentieren zusammen mit zwei jungen Kunstschaffenden aus Slawonien, Ana Petrović und Marija Mikulić Bošnjak, multimediale künstlerische Exponate, die sich mit dem Thema Wasser beschäftigen, insbesondere mit den Flüssen Mur und Drau, und mit den historischen wie auch den gegenwärtigen Verflechtungen und gemeinsamen Berührungspunkten zwischen der Steiermark und Slawonien. Die Flusslehre ist im Zusammenhang mit Heraklits Lehre von der Einheit aller Dinge zu verstehen. Nach ihr liegt die primäre Welterfahrung in dem fortwährenden Stoff- und Formwechsel: Das Sein ist das Werden des Ganzen und demnach nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Mit Heraklits Äußerung „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu“ haben sich Eva Ursprung und Doris Jauk-Hinz anhand der beiden Flüsse Mur und Drau mittels eines Transferprozesses auf unterschiedlichen Ebenen auseinandergesetzt. Für ihr Projekt MUR RE-SOURCE brachten sie das Quellwasser der Mur, begleitet von Zeremonien, Ritualen und Performances, in drei 25-Liter-Industriebehältern über Land- und Wasserwege, an den Zusammenfluss von Mur und Drau sowie in weiterer Folge nach Osijek und zur Mündung von Drau und Donau. Die beiden in Osijek und in Aljmaš an der Drau-/Donaumündung ursprünglich schwimmend in der Drau verankerten Glasbehälter haben sich mittlerweile losgerissen und auf den Weg ins Schwarze Meer begeben. Der dritte ist Herzstück einer Installation in der Ausstellung, in der mittels Fotografien, Videos, Eprouvetten mit Wasserproben und diversen Arbeitsmaterialien versucht wird, die Natur der Flüsse in der Relation zum Menschen und den von ihm verursachten Beeinträchtigungen zu erfassen. Marija Mikulić Bošnjak ist von der Prozessualität der Welt, bestimmt durch den fortwährenden Wechsel von Materie und Form, ausgegangen. Während der Recherche entlang der beiden Flüsse hat sie mit der Fotokamera höchst subjektive Eindrücke festgehalten. Auf Basis dieser Inspirationen malte sie Aquarelle: Aquarell ist eine Technik, bei der Pigmente in Wasser aufgelöst werden, um ein Bild zu erschaffen, was absurd erscheinen mag, da Wasser auch das geeignetste Medium ist, um den Verfall des Werkes herbeizuführen. In konsequenter Verfolgung dieses Gedanken hat sie die Arbeiten zur Drau gebracht, um sie vor Ort zu fotografieren und ihre tatsächliche Existenz vor dem Eintauchen ins untiefe Wasser des Flusses zu dokumentieren. Das Verfahren, in dem das Bild entstanden ist, wird zum Modus der Auflösung und Zerstörung des Kunstwerks. Ana Petrović ging von der Prämisse aus, das Sein sei das Werden des Ganzen und demnach nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Die kroatische Medienkünstlerin und Fotografin zeigt in Graz, konträr zur Präsentation in Osijek, Fotoarbeiten, die 2018 anlässlich ihres Aufenthalts als Artist-in-Residence in Graz und nach ihrer Rückkehr nach Osijek entstanden sind. Die Bilder aus Graz dokumentieren Teilbereiche des in Bau befindlichen Mur-Kraftwerks, in Osijek zeigen sie bereits weitläufig verbaute Abschnitte der Drau. Die Künstlerin selbst, die ihre eigene Person in die Arbeiten mit einbringt, blickt auf den Fotos jeweils nach vorne wie auch zurück und scheint die Vergangenheit, die Gegenwart wie auch die Zukunft menschlicher Eingriffe in die Natur zu hinterfragen und ihre Beurteilung der Wahrnehmung der Rezipient*innen zu überlassen.

Die Präsentation war bereits im November 2017 im Museum für zeitgenössische Kunst in Osijek zu sehen und wird im Schaumbad – Freies Atelierhaus erstmals in Österreich gezeigt. Durch diese beiden Ausstellungen soll die Verbundenheit zwischen Kunstschaffenden wie auch Rezipient_innen aus Kroatien und aus Österreich gestärkt werden, wodurch im Sinne von „Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit“ staatliche und sprachliche Grenzen nicht nur aufgehoben, sondern außer Kraft gesetzt werden.

Kuratorin: Edith Risse
Termine
Eröffnung 19. Oktober 2018, 19:00 Uhr
20. - 31. Oktober 2018, Di. - So. 13:00 - 17:00 Uhr * und nach Voranmeldung
1. - 9. November 2018, Di. - So. 13:00 - 17:00 Uhr * und nach Voranmeldung
Weitere Informationen
Nova Kultura, österreichisch-kroatischer Kulturverein, und Schaumbad – Freies Atelierhaus
Graz
Veranstaltungsort/Treffpunkt