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HELMUT GRILL - temples, walls and mountains

Vernissage: Donnerstag, 04.07.2019 | 19 Uhr
Einleitende Worte von Roman Grabner (UMJ, Leiter des Bruseum, Graz)
Der Künstler ist anwesend.
Termine
Vernissage 4. Juli 2019, 19:00 Uhr
5. - 31. Juli 2019, Di - Fr 11:00 - 18:00 Uhr, Sa 10:00 - 13:00 Uhr
1. - 24. August 2019, Di - Fr 11:00 - 18:00 Uhr, Sa 10:00 - 13:00 Uhr
Weitere Informationen
In unserer Hightech-Zeit ist das Verhältnis zwischen Bild und Betrachter kompliziert. Es gilt ja nicht mehr das Bild als Beweis der Wirklichkeit, sondern gerade im Gegenteil: das Vertrauen in die Authentizität des Foto-grafischen ist einem Gefühl der Verunsicherung gewichen. Die stille Übereinkunft, das Gesehene für das Faktische zu nehmen, ist einer allgemeinen Lust am Manipulierten gewichen. Manipulation lässt die Welt besser, sexier, schockierender, anziehender wirken und die allgegenwärtige Digitalisierung hat die Möglichkeit vervielfacht, das fotografische Abbild nachzujustieren. In Werbung, Kunst und auch im privaten Bereich: die subtile Arbeit am Computer schafft Raum für Verbesserung.
Der Künstler Helmut Grill befasst sich seit vielen Jahre mit Strategien fotografischer Manipulation. Für ihn ist die Praxis des Eingreifens in einen Bildgenerierungsprozess eine permanente und immer neue Herausforderung. Anstatt durch digitale Veränderung das Bild für unsere Augen genießbarer zu gestalten, schafft er Fototableaus, die stören, provozieren und unsere Komplizenschaft mit der Bilderwunschwelt in Frage stellen.
In seiner jüngsten Arbeitsphase richtet der Künstler seine Aufmerksamkeit auf räumliche Gefüge, seien es seine Weltlandschaften mit emblematisch aufragenden Bergmassiven, seien es Grenzräume mit ihrer Teilung in Hüben und Drüben, seien es die Interieurs seiner imaginären Kultbauten.
Alle diese Räume sind Konstrukte, sie existieren nicht wirklich. Aus verschiedenen Fragmenten zusammengefügt bilden sie ein befremdliches, surreales Universum das zugleich anzieht und abstößt. Die Oberflächen sind glatt, die Motive attraktiv, der Kolorit barock und doch eignet den Fotobildern etwas Unwirkliches, das eine verblüffende und zugleich aber auch gefährliche Welt andeutet. Mit diesen Serien aus den Jahren 2015 bis 2019 vermittelt Helmut Grill dem Betrachter Einblicke in eine Welt jenseits der Eindimensionalität: das Vertrauen in das Bild als Dokument wird nachhaltig erschüttert und die Seherfahrung in die Irre geschickt. Zusätzlich lädt der Künstler seine virtuellen Panoramen mit kritischen und ironischen Inhalten auf: nicht zusammenpassende Versatzstücke, heterogene Details, unmögliche Lichtsituationen, künstliche Naturrelikte kontrastieren mit allseits bekannten Symbolen und Markennamen. Coca Cola-Schriftzug auf dem Matterhorn, Andy Warhol - Dollarzeichen im Bethaus, Barbie Puppen im Chorgestühl oder Mercedes als Eigentümer eines Bergmassivs? Ähnlich verstörend sind die Blicke über eine artifizielle „wailing wall“ – was erwartet den Betrachter dahinter, Paradies oder Desaster? Grill entlarvt die Dominanz von Geld und monetären Werten in allem, was uns heilig ist - jeder Ort ist ein Marketing-Tool, ein Merchandise-Artikel, ein Teil des korporativen Brandings. Dort, wo sich die Erfahrung des Bilder - Sehens zu einem größeren, mehrschichtigen Terrain erweitert, liegen die fantastischen Möglichkeiten der Interpretation und Assoziation. Helmut Grill legt für den Betrachter nicht nur Fallstricke und Täuschungsmanöver aus, sondern eröffnet eine Welt, in der man Neues entdeckt, Unmögliches erkennt, Aberwitziges ausmacht und in der man sich schauend bewegt zwischen dem Vertrauen in bekannte Bilder und dem Misstrauen gegenüber riskanten Konfrontationen.
Text: Margit Zuckriegl
Veranstaltungsort/Treffpunkt