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Wa(h)re Hoffnung?

Öffentliche Vorlesungsreihe der Katholisch-Theologischen Fakultät
Religion in Zeiten des Populimus
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Derzeit erleben wir in Europa und darüber hinaus in einem seit 1945 nicht mehr gekannten Maße das Umsichgreifen rechtspopulistischer Einstellungen und den Einfluss populistischer Parteien und Bewegungen. Ziel dieser Gruppen ist die Umwandlung moderner menschenrechtsbasierter Demokratien in illiberale, völkisch-identitär geschlossene, homogene Gesellschaftsformen.
Wie verhält sich Religion in solchen Zeiten des Populismus? Nicht selten ist eine unheilige Allianz zwischen politischem Autoritarismus und christlich-fundamentalistischen Gruppen zu sehen: Ob in Ungarn, Polen, den USA, Italien oder Österreich – Politiker, die auf Populismus setzen, halten ihren Gegnern das Kreuz entgegen und berufen sich in ihrer Ablehnung von Minderheitenrechten auf die Bibel.
Kritische Theologie bedeutet das Spiel mit falschen Sicherheiten und scheinbar einfachen Antworten zu entzaubern. Aufgabe der Theologie ist es, die Anerkennung und Würde aller Menschen als Fundament der Botschaft Jesu und wahre christliche Hoffnung gegen falsche Hoffnungen verschiedener Populismen sichtbar zu machen.
Die öffentliche Vorlesungsreihe Religion am Donnerstag widmet sich an sieben Abenden den vielfältigen Zusammenhängen von Religion und Populismus und versteht sich als Beitrag der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, im Gespräch mit VertreterInnen anderer Disziplinen dieses aktuelle Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.


Vortrag am 10.10.2019:

Hans Schelkshorn
Im Namen des Volkes
Zur Ideologie des Rechtspopulismus
Der Rechtspopulismus erschöpft sich nicht in einem Stil des politischen Kampfes, sondern verfolgt auch ein ideologisches Programm. Die liberale Demokratie soll durch einen illiberalen Staat, der auf einem ethnisch definierten Begriff des „Volkes“ aufruht, ersetzt werden. Die philosophischen Grundlagen der Ideologie des Rechtspopulismus verweisen einerseits auf antiliberale Strömungen der Zwischenkriegszeit und fügen sich andererseits in den globalen Trend zu einer Politik der Identität ein.


Vortrag am 17.10.2019:

Rita Perintfalvi / Sonja Strube
Falsche Utopien oder wahre Hoffnung?
Religion und Rechtspopulismus in Europa heute
Anhand aktueller Beispiele aus Deutschland und Ungarn zeigen die Referentinnen auf, wie es in den vergangenen Jahren zu Vernetzungen zwischen extrem rechten bzw. rechtspopulistischen Kräften und einigen konservativ- bzw. fundamentalistisch-christlichen Milieus kam. Diese Allianzen gefährden nicht nur die demokratischen Werte bzw. die Menschenrechte, sondern auch den Fortbestand der Europäischen Union. Welche ethische Verantwortung haben Kirchen, Christinnen und Christen, dieser Entwicklung entgegenzutreten? Wie können sie Worte wahrer Hoffnung finden? Ist Widerstand noch möglich?


Vortrag am 07.11.2019:

Katja Winkler
Gemeinwohl.
Ein sozialkatholisches Prinzip und seine populistische Verwendung
Der Bezug auf das Gemeinwohl ist eine Strategie populistischen Sprechens: Mit der Intention, partikulare Interessen von Minderheiten zu relativieren, werden die eigenen – selbstverständlich ebenfalls partikularen – Interessen zu verallgemeinern und damit zu legitimieren versucht. Zu diskutieren ist, inwiefern das sozialkatholische Prinzip des Gemeinwohls von Populisten instrumentalisiert wird und wie mit dieser Instrumentalisierung umzugehen ist. Dabei ist auch zu hinterfragen, inwiefern das Prinzip selbst die populistische Verwendung begünstigt. Wie leistungsfähig ist also das sozialkatholische Gemeinwohlprinzip in Zeiten des Populismus?


Vortrag am 21.11.2019:

Marc Grimm (in Vertr. Von Christina Hainzl; Thema ähnlich)
Das vielfältige Gesicht des gegenwärtigen Antisemitismus
Populismus, Extremismus, Radikalismus: diese Begriffe sind seit geraumer Zeit das Thema in den Medien und öffentlichen Diskussionen. Am Beispiel des in den letzten Jahren stark zunehmenden Antisemitismus und Antiislamismus und auch die Instrumentalisierung dessen, versucht die Vorlesung die Unterschiede der drei obigen Begriffe darzulegen. Zudem werden anhand des gegenwärtigen Antisemitismus gesellschaftliche und soziale Konfliktlinien, welche Populismus und Extremismus begünstigen, deutlich. Dabei zeigen sich sehr unterschiedliche Formen: populistische Stimmungsmache, muslimischer Antisemitismus und nicht zuletzt eine Stereotypisierung in einer zunehmend komplexeren Gesellschaft.


Vortrag am 12.12.2019:

Franz Winter
„Die restlichen waren irrgläubig … sie sind gestorben wie Vieh.“
Über Buddhismus und Nationalismus

Dass auch in buddhistischen Ländern nationalistische Tendenzen nicht unbekannt sind, ist nicht zuletzt aus jüngeren Medienberichten zu Sri Lanka und zu Burma bekannt geworden. Dass darin aber gerade buddhistische Mönche eine zentrale Rolle spielen, verwundert ein wenig, zumal man gerade mit dem Buddhismus in der westlichen Wahrnehmung eine universale, völlig gewaltbefreite Religion assoziiert. Ein differenzierter Blick in die Geschichte belehrt hier allerdings eines Besseren. Im Vortrag soll dem komplexen Gefüge von Buddhismus und nationalistischen Tendenzen an ausgewählten Beispielen nachgegangen werden. Dabei sollen sowohl Südostasien mit den bereits genannten Län¬dern, aber auch die Situation in Japan thematisiert werden.


Vortrag am 09.01.2020:

Klaus Wegleitner
Demokratisierung der Sorge
Wider die Retraditionalisierung und Kommodifizierung von Care
Wer sorgt für wen und wer entzieht sich der Sorge? Wie prägt Politik die Organisation von Sorge? Welches Menschenbild dominiert hier? Caring, das Sorgen, stellt die Kernaktivität menschlichen Daseins, der persönlichen und kollektiven Entwicklung dar, so die Philosophin Joan Tronto. Und: Der Demokratisierungsgrad von Gesellschaften lässt sich an der gesellschaftlichen Organisation von Sorgeaufgaben ablesen. Wo stehen wir hier; in Zeiten der Dominanz des homo oeconimicus, der Selbstoptimierung und Ausblendung von Verletzlichkeit, sowie einer populistischen Politik, die sich rückwärtsgewandter Rollenzuschreibungen und das Fremde ausschließender Gemeinschaftsbilder bedient?


Vortrag am 16.01.2020:

Kurt Remele
Jesus lieben, Trump wählen, Darwin meiden
Die wundersame Welt der evangelikalen und fundamentalistischen ChristInnen in den USA
In den USA gibt es Millionen von Christinnen und Christen, die jede einzelne Stelle der Bibel wortwörtlich interpretieren. Deshalb bekämpfen sie die Vermittlung der Evolutionslehre im Biologieunterricht und verteidigen die Prügelstrafe an Schulen. Es handelt sich dabei um evangelikale Christen einerseits, fundamentalistische Christen anderseits. Beide Gruppen haben vieles gemeinsam, manches aber trennt sie. Was sie glauben, wird in der Vorlesung ebenso beleuchtet wie die Frage, warum die meisten von ihnen Donald Trump wählten und manche von ihnen in Wien für Sebastian Kurz beteten.
Termine
10., 17. Oktober 2019, 19:00 Uhr
7., 21. November 2019, 19:00 Uhr
9., 16. Jänner 2020, 19:00 Uhr
Weitere Informationen
Veranstaltungsort: Hörsaal Regilind und Irmingard von Admont (HS 47.01), Parterre
Eintritt frei!
Veranstaltungsort/Treffpunkt