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kunstGarten im Jänner

Online-Ersatzprogramm Irmi Horn liest im Rahmen der Reihe Women Empowerment
24. Jänner 2021, 17:00 Uhr:
DIE FAHRT ZUM LEUCHTTURM I Das Fenster: 11/12
Geboren wurde Virginia Woolf am 25. Januar 1882 als Adeline Virginia Stephen in London. Schon früh arbeitete sie als Schriftstellerin und Kritikerin. Ende der Zwanzigerjahre war sie international bekannt und erfolgreich sie schrieb unter anderem die Romane „Mrs Dalloway“ „Die Fahrt zum Leuchtturm“1931 und „Die Wellen“. Bis heute gilt Woolf als eine der einflussreichsten feministischen Autorinnen des vorigen Jahrhunderts und als Pionierin der literarischen Moderne. Sie verliert ihre Mutter im Alter von 13, die Halbschwester mit 15, den Vater mit 24 Jahren. In der Fahrt zum Leuchtturm arbeitet sie diese Erlebnisse auf. Zum Leuchtturm besteht aus drei Teilen:

I „Das Fenster“ eröffnet den Roman und stellt die Ramsay-Familie und ihre Gäste vor. Die Malerin Lily Briscoe beginnt am Nachmittag ein Porträt von Mrs Ramsay.

II „Zeit vergeht“ fasst die zehn Jahre zwischen den zwei Sommeraufenthalten zusammen. es sterben erst Mrs Ramsay, dann ihre Tochter Prue und – im Ersten Weltkrieg – auch ihr Sohn Andrew.

III „Der Leuchtturm“ schließt inhaltlich und formal den Kreis: Die Putzfrau rettet das Sommerhaus im letzten Moment vor dem Verfall, Mr Ramsay, James und Tochter Camfahren zum Leuchtturm und Lily Briscoe vollendet ihr Bild.

Das Lesepublikum blickt voyeurhaft hinter banale Fassaden, Dialoge, langweiligen Tätigkeiten wie Spazierengehen, Stricken und Essen werden beschrieben. Dabei fällt der Blick tief in das menschlichen Bewusstsein. Woolf verwendet eine poetische, bilder- und symbolreiche Sprache. Wie eine Malerin mischt sie sprachlich die Farben, spielt mit Licht und Schatten, um Stimmungen zu erzeugen, und Ereignisse wie Krieg oder Todesfälle anzudeuten.


31. Jänner 2021, 17:00 Uhr:
A Tribute to FRIEDRICH DÜRRENMATT, DIE PANNE
Der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt würde am 5. Jänner 2021 seinen hundertsten Geburtstag begehen. Neben Max Frisch ist er der bedeutendste Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und einer der großen Dramatiker der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Als ein schonungsloser Moralist, der um das "Absurde dieser Welt" weiß verfasste er seine Dramen, Romane und Erzählungen als Abbild des labyrinthischen Zustands der Welt. Seine Asche wurde nach seinem Tod am 14. Dezember 1990 unter einer Trauerbuche auf dem Dürrenmattschen Anwesen in Neuchâtel verstreut.
Kein anderer Schweizer Schriftsteller inspirierte mehr Cinéasten. Seine Stoffe wurden auf der ganzen Welt adaptiert und verfilmt, weil sie sich um universelle Themen wie Gerechtigkeit, Glaube und Rache drehten.
Der Lektor und Dozent für Linguistik Matthias Leimbach zieht folgende Schlussfolgerung:
Mit Die Panne ist Dürrenmatt eine der wichtigsten deutschen Erzählungen des 20. Jahrhunderts gelungen, deren besondere Finesse durch die Verbindung von Inhalt und Form entsteht.

Inhaltlich steht das Gerichtsspiel der Alten im Vordergrund. Zu diesem gesellt sich das Spiel mit den Identitätsentwürfen, welches die Anwälte als eine Art mise en abyme betreiben und somit metatextuell auf Dürrenmatts Konzept der möglichen Erzählungen referieren. Es ist eine experimentelle Erzählung, in der der Autor Möglichkeiten der Erzählung testet, indem er seine eigenen Figuren diese ausprobieren lässt.

Dürrenmatt deckt die Macht der Erzählung auf, indem er sie am Beispiel des Alfredo Traps durchexerziert. Dies erscheint so bedeutend, weil er nicht nur seinen Figuren unterschiedliche Entwürfe an die Hand gibt, sondern weil er selbst drei verschiedene Enden verfasst hat. Diese Alternativen haben eine wichtige Bedeutung für Dürrenmatts Frage nach Schuld, denn sie zeigen, dass es in der modernen Welt keine eindeutigen Antworten mehr gibt. Die Bewertung von Schuld hat ihre objektiven Kriterien verloren.

Um dies zu konkretisieren: Objektivität ist nicht mehr möglich, weil sie immer von einer Darstellung, einer Erzählung abhängig ist. Dürrenmatt zeigt auf, dass es immer verschiedene Versionen einer Wahrheit gibt. Somit ist die Erzählung an sich unbedeutend, da austauschbar. Ihre eigentliche Macht gewinnt sie erst durch die Art wie erzählt wird. Denn unterschiedliche Erzählungen werden auch verschieden gedeutet. Eine Erzählung am überzeugendsten zu gestalten bedeutet Anspruch auf die eine wahre Geschichte zu haben – Wahrheit, und Traps Fall die Schuld, ist nicht existent, bis sie glaubwürdig erzählt wird. Dies wird in Die Panne in einem komplexen Erzähl-Gefüge auf eindrucksvolle Weise dargestellt.
Termine
24., 31. Jänner 2021, 17:00 Uhr
Weitere Informationen
Veranstalter: kunstGarten
Veranstaltungsort/Treffpunkt