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steirischerherbst’21 - The Way Out

Der steirische herbst hat bereits eine lange Geschichte der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und wagt sich heuer radikal nach draußen – heraus aus dem Lockdown, aber auch heraus aus der sicheren institutionellen Blase.
In einer Zeit, in der die Kunst nach Wegen sucht, wieder unverzichtbar zu werden, beschäftigt sich das Festival damit, wie Kunstwerke in das neue Abenteuer des Alltäglichen eindringen können, sei es in Form von zufälligen Begegnungen, lokalen Workshops oder öffentlichen Versammlungen.

Die Auseinandersetzung mit dem Lokalen – seinen Kontexten, seinen Geschichten, seinen Menschen – steht in Zusammenhang mit der Forderung, unnötige Reisen zu vermeiden. Darüber hinaus bietet sie einen Resonanzraum für die aktuelle, seltsam schmerzhafte und manchmal unbeholfene Wiederentdeckung der Außenwelt nach einem Jahr des Lockdown-Lebens und der Online-Kultur – die selbst ein wertvolles Werkzeug ist, um Publikum über geografische und andere Grenzen hinweg gleichberechtigt zu erreichen.

Jetzt, wo man sich langsam wieder an Begegnungen mit fremden Menschen gewöhnt, ist es Zeit, dass die zeitgenössische Kunst sich dem stellt, was ihr fremd ist: das nicht eingeweihte Publikum, unsichtbar und lange vernachlässigt. Die Kunst der Avantgarde lässt sich als eindringliche, ausdrückliche und gelegentlich verächtliche Ablehnung des Populismus deuten. Häufig fordert die Avantgarde einen radikalen Wandel, aber ihre Kunst richtet sich ebenso häufig an einen elitären Kreis von Betrachter:innen und bleibt dem Großteil der Bevölkerung unzugänglich.

Heute, in einem Moment, in dem die Zukunft ähnlich ungewiss ist wie bisher nur nach Kriegen, könnte die Fähigkeit, radikalen Wandel herbeizuführen, durchaus in den Händen eines zuvor ausgegrenzten Publikums liegen – Menschen aus Orten, die noch nicht von zeitgenössischer Kunst durchdrungen sind, oder die sich woanders umsehen, wenn sie Antworten auf politische Fragen suchen. Kann das Populäre politisch sein, ohne in eine Populismusfalle zu tappen?

Alle Arbeiten der 54. Festivalausgabe des steirischen herbst sind Auftragsarbeiten. Zu den teilnehmenden Künstler:innen und Kollektiven gehören unter anderem:

Mounira Al Solh; Yael Bartana; Uriel Barthélémi mit Sophie Bernado & Salomon Baneck-Asaro; Sophia Brous mit Faye Driscoll, Samara Hersch und Lara Thoms; Phil Collins; Lars Cuzner; Žiga Divjak; Nicholas Grafia & Mikołaj Sobczak; G.R.A.M.; Nilbar Güreş; Hans Haacke; Horst Gerhard Haberl; Felix Hafner; Heimo Halbrainer; Thomas Hirschhorn; Hiwa K; Dejan Kaludjerović in Zusammenarbeit mit Marija Balubžić, Bojan Djordjev und Tanja Šljivar; Flo Kasearu; Boris Mikhailov; Paul B. Preciado; Die Rabtaldirndln; Tim Radya; Reverend Billy & The Church of Stop Shopping; Stefanie Sargnagel; Tino Sehgal; Marinella Senatore; Hito Steyerl und Mark Waschke; Theater im Bahnhof und Rosemarie Trockel
Termine
Festival 9. - 30. September 2021, versch. Beginnzeiten
Festival 1. - 10. Oktober 2021, versch. Beginnzeiten
Weitere Informationen
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Veranstaltungsort/Treffpunkt