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Domestic Drama

Gruppenausstellung
Larry Achiampong, Ayo Akingbade, Aram Bartholl, Camille Blatrix, Oscar Enberg, Vera Frenkel, Nigel Gavus & İlkin Beste Çırak, Antony Gormley, Mona Hatoum, Kaarel Kurismaa, Nicola L., Bertrand Lavier, Olu Ogunnaike, Laura Põld, Bruno Zhu

Alle Gegenstände, die uns umgeben, haben eine eigene Seele, haben menschliche Qualitäten, weil sie nur in einer menschlichen Welt existieren. Es gibt eigentlich keine Gegenstände, die der Mensch wahrnimmt. Es gibt keine rohen, unmenschlichen Objekte. In dem Moment, in dem Möbel, Häuser, Brot, Autos, Fahrräder oder andere Produkte in unserem Leben auftauchen, sind sie mit uns verbunden, sie sind menschlich.

Ernest Dichter, The Strategy of Desire, Martino Publishing, Mansfield, 2012. S. 93.

Der österreichisch-amerikanische Psychologe Ernest Dichter verfasste 1960 die Publikation The Strategy of Desire, in der er seine wichtigsten Ideen zur Entwicklung der Markt- und Motivforschung niederlegte. Auf Basis der Freud’schen Psychoanalyse entwickelte Dichter Methoden, die er auch als „Kunst der Einflussnahme” bezeichnete um das Verlangen nach neuen Waren stetig zu steigern. Im Zentrum seines Denkens liegt die Annahme, dass der Mensch Entscheidungen auf Basis von Emotionen und nicht auf Grund von rationalen Überlegungen trifft.

Die großangelegte Gruppenausstellung Domestic Drama stellt einen Versuch dar, diesen von Dichter beschriebenen „Seelen“, die vermeintlich in unseren Alltagsgegenständen schlummern, nachzuspüren und sie heraufzubeschwören. Als Schauplatz dieser Suche dient ein Ort, der in hohem Maß durch Emotionen geprägt ist: das „Zuhause”. An kaum einem anderen Schauplatz als in den eigenen vier Wänden offenbaren sich sonst oft nicht immer unmittelbar fassbare aber wesentliche Kategorien wie unsere soziale, ökonomische, ethnische und geschlechtliche Zugehörigkeit. Wohnen an und für sich kann unmittelbar über gesellschaftliche Zugehörigkeit und Teilhabe bestimmen, nämlich genau dann, wenn jenes Grundbedürfnis nicht erfüllbar oder prekär ist.

Domestic Drama möchte durch den bewusst „theatralen Auftritt“ der künstlerischen Arbeiten und die gattungsüberschreitende Art der Inszenierung des Wohnraums eine körperliche Teilhabe beim Publikum herausfordern. Im weiteren Schritt erkennt die Ausstellung Emotionalität als einen wichtigen Faktor für unser Handeln an, das längst nicht mehr autonom von uns selbst sondern auch durch die uns umgebenden Objekte und Prozesse gesteuert wird. Die poetische aber dennoch subversiv-kritische Narration, die in Domestic Drama gesponnen wird, versucht so die Vielschichtigkeit der Fragen, Probleme und Mechanismen, die in unserem Alltag im „Zuhause” auftauchen, ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

Kuratiert von Cathrin Mayer
Termine
14. - 31. Dezember 2021, Di - So 11:00 - 18:00 Uhr
2. - 31. Jänner 2022, Di - So 11:00 - 18:00 Uhr
1. - 20. Februar 2022, Di - So 11:00 - 18:00 Uhr
Weitere Informationen
Eintritt frei!
Veranstalter: HALLE FÜR KUNST Steiermark
Veranstaltungsort/Treffpunkt