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Im Mai 2023 präsentiert der Fotograf und Grenzgänger Branko Lenart mit “BIG SUR REAL” sein aktuelles Buchprojekt. Die Ausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt der Werke aus dem neuen Bildband und gewährt dem Publikum Einblicke in Lenarts fotografisches Schaffen über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten.

Fotografien aus 30 verschiedenen Ländern in Südeuropa, im Nahen Osten, in Nordafrika, in den USA und in sieben Ländern Lateinamerikas erscheinen in Lenarts neuem Bildband. Sie bilden die Kartografie eines Menschen, der sich permanent „On the Road“ befindet. „On the Road“ ist auch das Motto der „Beatniks“ der 1950er und 1960er Jahre. Es war der Imperativ der Hippie-Generation und der Sinn im Leben der Aussteiger und Misfits.

Drei Begriffe waren für Lenart entscheidend bei der Erstellung dieses Reiseprotokolls: „Big Sur“ (Roman von Jack Kerouac), „Sur real“ (spanisch: der wahre Süden) und „surreal“ (traumhaft, unwirklich). Der Sprachspiele liebende Künstler generierte daraus eine Geschichte der Bewegung, eine emotionale Kartografie, aber auch eine an Erinnerungsstrukturen gemahnende, verschwommene Bildwelt. Gegenden, Zeiten und Erlebnisse vermischen sich dabei und folgen einer eigenen subjektiven Dynamik.

Im Laufe des langen Zeitraumes von 50 Jahren entstand so ein subjektives Panorama des Glücks bzw. der Suche nach diesem. Zugleich dokumentiert Lenart auch die Zeit im Allgemeinen. Historische Schichten liegen hier aufeinander und werden vom Fotografen sorgsam freigelegt, inszeniert und interpretiert. Der Künstler hat hier für das Buch einen neuen Ablauf der Geschichte konstruiert. Zusätzlich werden aber auch Erzählstrukturen in unterschiedlicher Art eingesetzt.

Lenart gehört zu jenen Reisenden, die sich ein Leben lang auf die Suche gemacht haben. Obwohl er heute, neben seiner Bedeutung für die österreichische Fotografie, zweifellos auch eine eminente Stellung innerhalb der slowenischen Fotogeschichte einnimmt, ist sein künstlerisches Tun wesentlich geprägt von einer bis vor kurzem noch als „westliche Moderne“ bezeichneten Bewegung. Ob die Tradition der amerikanischen Street Photography, der Objektivismus oder konzeptuelle Zugänge, all das ist eingebettet in die allgemeine Sichtweise der Moderne und als solche wohl eher der nördlichen Hemisphäre zuzuordnen.

Der Süden ist auch, und sogar vorwiegend, eine Idee, die wir subjektiv in uns tragen. Imaginärer und realer Süden stehen einander gegenüber und in ständiger Wechselwirkung – Traum und Eroberung sind die beiden wesentlichen Antriebe dorthin aufzubrechen. Jede/r trägt seinen bzw. ihren Süden in sich und verbindet damit einen Aspekt des Glücks.