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Gerhard Lojen - Gegen Ende zu weiß

„Ich lade dich ein: komm, komm in meine Bilder.“
„Der Mensch lebt in der Randzone zwischen den Elementen, zwischen Wasser und Feuer, Erde und Luft. In seinen Randzonen entwickelt er Ordnungen und Systeme, um geistig und physisch überleben zu können. Einfache, klare Ordnungen werden komplizierter und schwerer überschaubar, sie überlagern, verschieben oder verdrehen sich. In meinen Bildern sind diese Ordnungssysteme nicht immer auffindbar, sie werden während des Malvorganges verändert oder gestört, spontane Entscheidungen setzen sich durch. Das Malen ist jedes Mal ein neues Abenteuer. Einfache Ordnungssystemen stellen sich fein abgestimmte Farbreihen entgegen, begleiten das Auge von einer Farbe zur anderen.

Räumliche Akzente tauchen auf: Der Hell-Dunkel-Schritt lässt Strukturen als plastische Farbgitter wirken. Ob uns da nicht unsere Schulweisheit einen Streich spielt? Schauen wir durch schwarze (oder weiße) Sehschlitze hindurch auf dahinter schwebende Regenbögen, oder leuchten die farbigen Streifen vor einem dunkleren (oder helleren) Hintergrund. Liegen bei den Farbreihen die dunkleren Felder hinter den hellen? Oder sind sie doch vorne im Raum? Verdichten sich fremde Schriftzeichen zu farbigen Elementen, oder losen sich diese in tanzende Zeichen auf? In jedem Fall hat sich der Betrachter diese Fragen selbst zu beantworten.

Ich will Bestehendes durch meine Malerei sichtbar machen. Ich wünsche mir, dass du dich als Sehender in meinen Bildern bewegst, dass du nicht nur „Systeme“ und „Ordnungen“ aufspürst, sondern Freude daran findest, dass das Rot rot ist und das Blau blau. Gelb und Orange mögen dir Chiffren der Fröhlichkeit sein und Blau angenehme, erfrischende Kühle. Die Farbenreihe vom tiefen Orange bis zum hellen Gelb sollen dir wie ein lustiger, atemberaubender Lauf erklingen, nach dem dich die fröhliche Ruhe des Grün wieder umfängt. Dann magst du dich wieder – nach Laune und Stimmung – dem Feuer des Rot oder der Kühle des Blau zuwenden.“ (Gerhard Lojen, 1981)

Begrüßung: Erwin Lackner
Einführende Worte: Günther Holler-Schuster, Landesmuseum Joanneum
Termine
Vernissage 18. Mai 2024, 11:00 Uhr
19. - 31. Mai 2024, Do, Fr 15:00 - 18:00 Uhr, Sa 11:00 - 14:00 Uhr
1. - 7. Juni 2024, Do, Fr 15:00 - 18:00 Uhr, Sa 11:00 - 14:00 Uhr
Finissage 8. Juni 2024, 11:00 - 14:00 Uhr
Weitere Informationen
Gerhard Lojen (* 28. Dezember 1935 in Graz † 16. Dezember 20205 ebenda) war ein österreichischer Architekt, Maler, Bildhauer und Pädagoge.

Lojen besuchte das Bundesrealgymnasium Kirchengasse in seiner Geburtsstadt Graz und erlangte 1954 die Matura. Anschließend studierte er an der TU Graz von 1954 bis zum Diplom 1962 Architektur, Zeichnen und Malen bei Kurt Weber. Ab 1968 führte er mit seiner Ehefrau Erika Lojen ein Architekturbüro in Graz, das unter anderem den Bau von Schulen und Wohnhäuser plante. Von 1958 bis 1977 war Lojen Mitglied der Grazer Sezession und 1977 Mitbegründer der Künstlergruppe 77 in Graz. Von 1987 bis 2000 war er Leiter der Meisterschule für Malerei an der Grazer Ortweinschule.

Lojen war ein Vertreter der Abstrakten Malerei. Er wurde durch seinen Lehrer Kurt Weber beeinflusst, der ihn insbesondere an den Tachismus und Informel heranführte. Weitere Einflüsse waren die Ausstellungen der Grazer Sezession, durch die er mit den konstruktiven Tendenzen der Moderne in Kontakt kam, und die französische Avantgarde über seinen nach Paris ausgewanderten Freund Hans Bischoffshausen.

Lojen experimentierte mit der Farbe und ihrer Dominanz in seinen Werken, von freien Farbstrukturen („Landschaften“) bis hin zu verdichteten einfachen Figuren („Raumzeichen“) und geometrischen Farbstreifen. Hervorzuheben sind seine „Weißen Bilder“, in denen er Weiß als Summe aller Farben des Lichts thematisiert Christa Steinle bezeichnete Lojen als „Prototyp der steirischen Moderne“. Er gehöre durch seine Materialbilder „zu den wichtigsten Begründern und Vertretern einer abstrakten Malerei in Österreich“. Neben Gemälden gehören zu Lojens Gesamtwerk auch „Buchobjekte“, die er durch Veränderungen an Büchern, wie zum Beispiel das Vernähen der Seiten, Weißtünchen und Zusammenklammern oder -binden, schuf. Außerdem realisierte er Kunst-am Bau-Aufträge.

Veranstalter: Gruppe 77
(c) Foto: Gerhard Lojen
Veranstaltungsort/Treffpunkt