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Simon Kastelic (Slowenien)

„SLOVENE ICONS“ - Ikonen, Traditionen und Visionen
Wenn ein Jägersmann als Repräsentant des volksnahen, slowenischen Jagdvergnügens mit seiner Schrotflinte vor dem Parlament in Ljubljana posiert, dann mag leise Beklemmung aufkommen. Wenn der zweite Blick auf das Gemälde den Gedanken bemüht, dass die abtropfende Farbe auf dem Parlamentsgemäuer auffällig an Blut erinnert, dann sehen wir unweigerlich die Schlagzeilen einer gewaltsamen Attacke vor unserem inneren Auge, wie wir selbige aus jüngsten Tagen kennen. Begehrt der Einzelne im Volk auf? Der slowenische Jägersmann jedenfalls präpariert seine Waffe nicht in der natürlichen Jagdumgebung eines Waldes, sondern vor einem politischen Wahrzeichen, in dem politische Entscheidungen getroffen werden. „Er wird niemanden erschießen - zumindest will ich das nicht sagen“ lautet das Statement von Simon Kastelic zu seinem verfremdeten Jägersbildnis, das den Titel „Den Verstand einschalten“ trägt. Dass man nachdenken soll war das in der Öffentlichkeit verbreitete Motto einer slowenischen Regierungskampagne zur Bekämpfung des Schwarzmarkthandels, auf das sich der Maler mit diesem Werk bezieht. Allerdings, so Kastelic, habe man damit im Haifischbecken nur die kleinen Fische (Händler) an Land gezogen. …

Kastelic befasst sich mit der Beziehung und den Veränderungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und den Auswirkungen der sich ständig modifizierenden nationalen Identität in einer globalisierten Welt. Die erstmalig in der Galerie Blaues Atelier und in Graz präsentierten Werke wurden in einer speziellen Netz-Maltechnik erarbeitet, was einen visuellen Pixel-Effekt zur Folge hat und die Verbindung zwischen Moderne und Tradition optisch betont. Er setzt einzelne, für die Eigenart seines Volks exemplarische Bildelemente (Icons) aus bekannten slowenischen Gemälden impressionistischer Künstler in ein progressives Verhältnis zur aktuellen slowenischen Umwelt - eine gleichermaßen einfache wie innovative Methode, um die Wahrnehmung des Betrachters zu verändern, sie gewissermaßen aus dem Konzept zu bringen. Indem er das Normale des vertrauten alltäglichen Umfelds in eine Beziehung zu etwas im Verhältnis Unnormalem, dort nicht Hingehörendem bringt, gelingt es ihm, die Routinewahrnehmung des beiläufigen Betrachtens unserer Überholspur-Perspektive mit surrealen, unbequemen und bisweilen verstörenden Irritationen wachzurütteln. Wir bleiben stehen, sehen genauer hin und beginnen nachzudenken … suchen nach Antworten auf unerwartete Fragen.

Simon Kastelic (*1977) lebt und arbeitet als Maler, Performer und Designer in Sežana (Slowenien). 2008 macht er seinen Abschluss in Malerei bei B. Vogelnik (Künstlerkollektiv Irwin, Neue Slowenische Kunst) und 2016 seinen Professur-Abschluss an der Akademija za likovno umetnost Ljubljana. Er kann auf mehr als 30 Einzelausstellungen, über 100 internationale Gruppenausstellungen und Projekte zurückblicken und erhielt mehrere internationale Auszeichnungen.

Text: Kerstin Eberhard/Judith Praßl, Zitate in Anführungszeichen und kursiv von Simon Kastelic

Beispiel-Originalgemälde, auf das sich das verfremdete Werk „Den Verstand einschalten“ von Kastelic bezieht: sl.wikipedia.org/wiki/Slika:JurijSubic-Pred_lovom.jpg
Termine
Vernissage 7. Juni 2017, 19:00 Uhr
8. - 23. Juni 2017, Di. - Fr. 15:00 - 18:00 Uhr *
Weitere Informationen
(c) Foto: Galerie Blaues Atelier
Veranstaltungsort/Treffpunkt