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Tag 1: Heimat und Horror bei Elfriede Jelinek

steirischer herbst 2017
17.00 Uhr Eröffnung
Claus Philipp: THE DAY AFTER
Texte von Elfriede Jelinek sind gute „Reisebegleite“’ – diese Erfahrung machten wir schon in Namibia bei den Drehs zu Christoph Schlingensiefs AREA 7. Was bedeutet(e) es also, DIE KINDER DER TOTEN quasi in die Obersteiermark zurückzutragen und Menschen mit dem Buch zu konfrontieren, die zwar alle eine Meinung zur „angeblich schwierigen“ Autorin haben, aber ihr Werk weitgehend nie gelesen hatten? Wie immer erhalten die Verhältnisse, gesellschaftlich, kulturell, politisch, einen eigentümlichen, oft sehr heiteren, schwindelerregenden Spin, wenn man sie mit Jelinek einem Lackmus-Test unterzieht. Was Sie von mir also erwarten dürfen: Einen Erfahrungsbericht. (Claus Philipp)

„Vor dem Text“

19.00 Uhr Einführung
Sigrid Löffler: Land der Lamien und Lemuren. Zu Elfriede Jelineks Roman «Die Kinder der Toten». Eine Horror-Heimatkunde

19.30 Uhr Performance
Anne Bennent, Lia Gulua und Bartok Bibič (Musik): Elfriede Jelineks „Die Kinder der Toten“ (ALB Verkostung)
die wortschauspielerin anne bennent, zusammen mit dem philosoktordeonisten bratko bibic und der sinnbildhauerin lia gulua, kurz „ALB“, werden sechzig minuten aus elfriede jelineks opus magnum die kinder der toten lesen auslesen erlesen, schmutzilieren, vermusilesen, musizisezieren, vorzimulieren, zuzelzbübelese, geschlechtzungsengulesen, mutamusiziplastilesen und lesausbrechen? (Anne Bennent)

fragen werfen sich auf.
wie stellt man heimatliches auf den kopf
wo sind kopfbedeckungen überflüssig
wie lang wachsen haare auf der zunge
wie fischt man in erkläranlagen
wie brennt ein langer bart
wie wird er wieder gelöscht
wohin mit dem rauch
wie verwandeln wir wortwiedergängereien in schleckbare abschaumrollen
Wie gestalten wir sich uns Mutter natur , die als gewalt waltet
was macht sie wenn ihr langweilig wird
soll musik eine zuverlässige reisezerleiterin sein
dürfen wir uns auch abhauen
werden wiederköstlichkeiten als kunst verzehrt
oder selbige als mahnmal in`s fernwohnzimmer gestellt
wohin lassen wir uns jell in ecken
wird elfriede kommen
es wird weiter geraucht
let your hair hang down

(Anne Bennent)

20.30 Uhr Einführung
Zur Jelinek-Werkstatt: Oswald Egger und Klaus Kastberger

21.30 Uhr Jelinek-Werkstatt (in der Literaturhaus-Lounge, mit Buffet)
Mit Studierenden der Germanistik der Universität Graz und Studierenden der Muthesius Kunsthochschule Kiel
Das an der Muthesius Kunsthochschule Kiel gegründete Institut der Kinder der Toten (IdKdT) wird in Kooperation mit der Lobby der Kinder der Toten (LdKdT) Bureaux und Veranstaltungkalender zwischen 25/09 und 21/10 in das Literaturhaus Graz verlegen. Die Bandbreite der Aktivitäten umfasst Gesprächs- und Lektürerunden, künstlerische Handlungen und Feldforschungseinsätze. Ankündigungen und Einladungen werden kurzerhand ausgeschrieben.
Studierende aus Graz richten daneben ihre Jelinek-Werkstatt ein. Interaktionen mit dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht.

Eine Koproduktion von Literaturhaus Graz und steirischer herbst 17.
Termine
19. Oktober 2017, 17:00 Uhr
Veranstaltungsort/Treffpunkt